«Humor macht stark» – Öffentlicher Vortrag in Winterthur
Prof. Dr. Helmut Bachmaier, Universität Konstanz, sprach am 29. April im Odd Fellow-Haus, Winterthur über ein «ernstes» Thema.
Für unsere Gästeloge konnten wir - nach seinen eigenen Worten - einen überglücklichen Referenten begrüssen. Überglücklich, da er seinen Vortrag mit einem Zitat aus Goethe's Faust beginnen konnte:
Mein Pathos brächte dich gewiss zum Lachen,
hättst du dir nicht das Lachen abgewöhnt.
Mephisto zu Gott; Prolog
Damit schlägt der Referent den Bogen zu der antiken Theologie, welche eine Theologie der Komik war. Die klassischen Götter, welche über sich selbst lachen konnten, hoben sich erst dadurch über ihre nur allzu menschlichen Züge empor und wurden erst durch den Humor zu Göttern. Dagegen ist der christliche Gott bereits per Definition vollkommen und allmächtig und braucht daher den Humor für die Vervollständigung gar nicht.
In seinem unterhaltsam vorgetragenen Referat hat Prof. Dr. Helmut Bachmaier die anwesenden Kyburger und Gäste einen fesselnden Einblick in die Welt des Humors und der Komik präsentiert. Der Referent zeigt auf, wie Humor als Instrument der Macht, aber auch des Widerstandes, eingesetzt worden ist. Wer Witze über andere reisst, setzt diese herab und erhebt sich dadurch über sie; stärkt somit seine eigene Macht. Wer demgegenüber jedoch über sich selbst lacht resp. Witze macht, der macht sich selbst kleiner und gibt damit auch ein schlechteres Ziel ab; er nimmt dem Gegner damit den Wind aus den Segeln. Beispiele dieser Art Humor sind die jüdischen Witze, welche die eigenen, jüdischen Eigenarten entlarven und damit einem möglichen Angriff von aussen zuvorkommen. Der politische Humor bezweckt den Widerstand gegen eine Staatsmacht und bedient sich oft der Mehrdeutigkeit von Begriffen. Dies ist vor allem in totalitären Systemen oft die einzig mögliche Art von Widerstand.
Prof. Bachmaier hat mit seiner reichen Erfahrung in diesem Gebiet die Zuhörer gepackt und die Diskussionsmöglichkeit im Refektorium wurde ausgiebig genutzt. Insgesamt ein gelungener Abend, der unseren Gästen einen guten Einblick in das Wirken der Odd Fellows der Kyburg Loge gegeben hat.